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Sep 20

Bericht vom Ehrenamtstreffen am 17.09. bei der Gemeinde Neu-Westend

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„Podium“: Pf. Frank Vöhler, Amei von Hülsen-Poensgen, Yvonne Böll, Mirjam Treichl, Ricarda Jahnel
Protokoll: Franziska Homuth
Anwesende ca. 60-70 Personen
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Einleitende Worte von Pf. Vöhler
Zur aktuellen Situation von Flüchtlingen in Berlin und den Hallen im Olympiapark
 v. Hülsen: Die aktuellste „Baustelle“ ist die neu eröffnete Flüchtlingsunterkunft in den Olympia-Hallen. Hier stehen wir – im Vergleich zu den bisher eröffneten Unterkünften – vor einer gänzlich neuen Situation: Die Olympia-Hallen sind derzeit ein Durchgangspunkt für Flüchtlinge mit einer daraus resultierenden starken Fluktuation der Bewohner_innen. Im Zusammenhang damit gibt es sowohl in den Hallen, als auch auf dem Außengelände eine neue schwierige Situation. Es sind nicht nur Mitarbeiter_innen des Trägers Albatros und Helfer_innen vor Ort, sondern auch Personen, die die Situation der Geflüchteten nutzen (wollen): Schlepper_innen, Personen, die gefälschte Fahrkarten, Sim-Karten u. ä. an die Flüchtlinge verkaufen, kurz: Menschen die die Situation der Geflüchteten und deren Unkenntnis von Abläufen ausnutzen wollen um daraus Profit zu schlagen.
  • Vor Ort kommen die Geflüchteten an, werden angemeldet/registriert vom Träger, erhalten Essen und einen Schlafplatz.
  • Bisher gibt es eine „Kleidergasse“ und eine Kinderecke, die täglich auf- und abgebaut wird. Beide werden von Freiwillegen betreut.
  • Wer in den Olympia-Hallen helfen möchte, nutzt bitte unbedingt den Volunteer-Planner
Dort ist es möglich, sich mit einer aktuellen E-Mail-Adresse und einem Pseudonym zu registrieren (für diejenigen, die Ihren Klarnamen nicht nutzen wollen). Auf dem Planer sind die aktuellen Einsatzschichten verzeichnet, die sich nach den Bedarfen vor Ort richten.
Spontanes Auftauchen zum Arbeiten wird in Zukunft nur eingeschränkt möglich sein, es ist die Einführung von Helferausweisen geplant. Zudem sollen die Einsätze von Träger und Freiwilligen noch besser aufeinander abgestimmt werden.
Eine Handynummer ist direkt am Eingangstor ausgehängt, über diese kann die gesamte Zeit ein_e Mitarbeiter_in von Albatross (dem Träger) erreicht werden. Eine weitere Nummer von WiW wird in Kürze bekannt gegeben.
Demnächst wird es auch die Mailadresse olympiapark@willkommen-im-westend.de geben, die von Ricarda Jahnel betreut wird.
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N. N.: Eine Schulklasse will mithelfen
Antw. Vöhler: BITTE NICHT spontan direkt zu den Olympia-Hallen fahren, sondern vorher in persönlicher Absprache mit den Verantwortlichen von WiW klären, wo Hilfe gebraucht wird. Das ist für eine Planung unbedingt notwendig.
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v. Hülsen: In der Kruppstrasse gibt es eine Nebenstelle des LaGeSo, das ist bisher einzigartig. Hier werden die Geflüchteten direkt registriert, bekommen den BerlinPass, Taschengeld und werden auf die Berliner Aufnahmestellen verteilt.
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N. N.. Unterwäschespende sollte in der „Esche“ abgegeben werden, wurde jedoch nicht angenommen: Wohin damit?
v. Hülsen: In den Olympiahallen wird mit sortierten Spenden aus der „Esche“ gearbeitet, die dort reichlich vorhanden sind. Deshalb hat auch die „Esche“ zur Zeit einen Spendenstopp
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Für den Olympiapark gibt es eine immer wieder neu aktualisierte Bedarfsliste unter diesem Link: https://docs.google.com/spreadsheets/d/1YhnCDCfQw0EXbAPZf_9B5CthOtbcfc3EcjJ1_cewpHs/edit#gid=0. Die Dinge (und bitte nur die!) direkt in der Glockenturmstrasse 9 abgeben, die Security sollte immer über die aktuellen Bedarfe informiert sein, bzw. fragt beim Träger nach.
Antw. Pein: Immer benötigt werden: Frische, NEUE Unterwäsche für Kinder (alle Größen) für Männer und Frauen (in den Größen S und M), Männerhosen Gr. S und M, Männerschuhe Gr. 40-44.
Antw. Treichl: Die zuletzt genannten Dinge werden auch in der „Esche“ immer wieder nachgefragt und stehen dauerhaft auf der Spendenliste für die Eschenallee. Auch wenn aktuell ein Spendenstopp besteht,  kann ein Termin mit M. Treichl (spenden@willkommen-im-westend.de) vereinbart werden, wenn Spenden gebracht werden, an denen weiterhin Bedarf besteht.
Antw. Jahnel: Ricarda Jahnel führt in Zukunft die Spendenliste für die Olympiahallen und wird diese regelmäßig aktualisieren.
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Aus der Runde kommt der Einwand, dass durch die große Bereitschaft der Menschen für die Geflüchteten zu spenden sich eine Mangelsituation für andere Bedürftige ergibt – besonders für obdachlose Menschen (Stadtmission, Seelingtreff, andere Obdachloseneinrichtungen). Diese Einrichtungen sollten nicht vergessen werden.
Antw. Treichl  Das passiert. Das Kleiderkammerteam der „Esche“ steht in direktem Kontakt mit diversen Obdachloseneinrichtungen und versorgt diese ebenfalls mit Spenden. Es besteht also eine stabile Kooperationspartnerschaft zur Versorgung auch dieser Bedürftigen.
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v. Hülsen: Die aktuellen Zahlen von Geflüchteten in Berlin (aber auch in ganz Deutschland) machen deutlich, dass nun neue Arbeitsansätze gefunden werden müssen – auch im Einsatz von Freiwilligen.
Besonders im Bedarf Kleider- und Sachspenden braucht es eine zentrale Stelle, oder wenigstens regionale Zentren auf Bezirksebene. Die Lösungsversuche auf der Ebene einzelner Heime sind nicht länger adäquat.
Antw. Treichl: Im Moment wird an diesem Aspekt gearbeitet. Am 16.09.2015 fand eine Begehung einer Immobilie für eine zentrale Kleiderkammer in Charlottenburg statt – das Gebäude ist jedoch leider in keiner Weise geeignet für diese Aufgabe (komplett entkernt, teilweise Hilfsstützen für Wände, kein Anschluss an Versorgungsnetze Wasser und Strom).   Eine weitere Alternative steht noch im Raum, da gibt es jedoch keine Information bisher, auch die Möglichkeit einer Begehung oder weiteren Nutzung ist noch nicht geklärt.
Optimal wäre eine oder mehrere Lagerhallen – die würde das Sachspendenmanagement grundsätzlich entspannen und die Arbeit massiv erleichtern durch eine erhöhte Effektivität und die Nutzung von Synergieeffekten.
N. N.: Warum ist das ICC keine Möglichkeit?
Antw. v. Hülsen: Beim ICC ist besonders die Frage der Zufahrt (und damit der Anlieferung von Spenden) hochproblematisch. In Gänze sollte die Nutzung des ICC nicht als Option ausgeschlossen werden.
Anfrage an alle Anwesenden: WER HAT  EINE NUTZBARE LAGERHALLE? Der Bezirk hat nicht genügend Liegenschaften, d. h. auf diese Ressource kann möglicherweise nicht zurückgegriffen werden.
Neue Gruppe „Event“
Um die Aktivitäten von WiW an den verschiedenen Standorten im Bereich Wochenendaktivitäten und Veranstaltungen besser zu vernetzen, ist es sinnvoll eine Eventgruppe zu gründen. WiW erhält verstärkt Angebote für Konzerte, Sportveranstaltungen u. ä., zu denen Geflüchtete eingeladen sind. Es braucht jedoch Freiwillige, die diese Informationen streuen und die Menschen ggf. zu den Veranstaltungen begleiten.
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Termine:
19.09.2015: Ausflug zum Jugendmuseum Schöneberg mit Führungen vor Ort in Kroatisch und Arabisch.
20.09.2015: Einladung durch ECC Preußen zum Eishockeyturnier an Geflüchtete (nicht nur aus den Olympiahallen – obwohl diese als direkte Nachbarn Hauptfokusgruppe sind). Geflüchtete aus der Unterkunft Eschenalle werden von Freiwilligen aus der Wochenend-Gruppe zur Eissporthalle begleitet.
20.09.2015: Boule-Turnier des Berliner Boule-Verbandes – Geflüchtete sind herzlich eingeladen
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N. N.: Wie kann denn Kommunikation mit Geflüchteten laufen, wenn deren Landessprachen von Helfer_innen nicht gesprochen werden?
Antw. Amei v. Hülsen: Viele der Geflüchteten – vor allem aus Syrien – sprechen gut bis sehr gut Englisch. In der Unterkunft Olympiahallen sind zudem Sprachmittler für fast alle notwendigen Sprachen vorhanden.
Antw. Homuth: Es gibt kostenlose Sprachführer des Reise-Know-How Verlags, die bei WiW als pdf.-Download zu bekommen sind. Diese können auch in der direkten Interaktion mit Geflüchteten genutzt werden. Wer einen solchen Sprachführer haben möchte, lädt sich diesen auf der Verlagsseite herunter oder fragt bei WiW nach (Franziska Homuth über Mirjam Treichl) und bekommt die Downloads zugesandt (per Mail).
Antw. Böll: Sprachführer mit Bildern – Download-Anfrage an Yvonne Böll
Vorstellung Flüchtlingsprojekt der Friedenburg OS
Schüler_innen der 10. Klasse der Friedensburg OS planen im Moment im Rahmen des PW-Unterrichts ein mittel- bis längerfristiges Flüchtlingsprojekt. Sie sind dankbar für Vorschläge und Ideen, was am ehesten benötigt wird, und in welchem Rahmen ein solches Engagement verlaufen könnte. Sie werden von ihrer PW-Lehrerin unterstützt.
Vorstellung Albatros gGmbH; Träger der Unterkunft Olympiahallen durch Richard Palme
Arbeitsfelder der Albatros gGmbH liegen in den Bereichen: Psychiatrienachsorge, Tageszentren, Kita, Stadtteilzentren, Mehrgenerationenhaus, Pflegestützpunkt und Flüchtlingsunterkunft.
In der Unterkunft Olympiahallen gibt es von Albatros 6-7 feste Mitarbeiter_innen, außerdem werden Flüchtlingslotsen ausgebildet. Die Unterkunft Olympiahallen führte bisher zu folgenden Erfahrungen:
  • Albatros steht vor einer beträchtliche logistischen Herausforderung
  • Benötigt wird eigentlich Hotellogistik – vorhanden ist Logistik einer Turnhalle
  • In Zukunft muss es v.a. vertrauensbildende Maßnahmen für die Geflüchteten geben, die z.T. gar nicht wissen, wo sie sind, und warum sie in Berlin registriert werden sollen        
  • Es werden dringend Helfer_innen zum Zuarbeiten benötigt, damit die Sprachmittler_innen entlastet werden (kopieren, Dokumente besorgen, Hintergrundtätigkeiten)     
  • Die Abläufe in der Unterkunft werden täglich eingespielter und stärker aufeinander abgestimmt
 Am 24.09.2015 findet am Angerburger Weg eine Infoveranstaltung für Anwohner_innen zur Unterkunft Olympiastadion statt. Teilnehmen werden u.a. Albatros, Carsten Engelmann (Bezirksstadtrat Charlottenburg), Dirk Gerstle (Staatssekretär für Soziales, Berlin), WiW.
Kurz darauf wird es auch ein Freiwilligen-Treffen für die Teams in der Unterkunft Olympiahallen geben.
 Was ist noch offen?
 v. Hülsen:  Auch für die Geflüchteten am Olympiapark sollten Deutschkurse angeboten werden – idealerweise als Intensivkurs, da die Menschen z. T. nur sehr kurz vor Ort sind. Die Raumsituation in der Unterkunft gibt keine Möglichkeit, diesen Unterricht abzuhalten – AUCH HIER WIRD RAUM GESUCHT.
Einw. Martina: Das Parteibüro von DIE LINKE. kann dafür genutzt werden – es ist nur an zwei Tagen in der Woche belegt. Absprache zwischen Martina Schröder und Amei von Hülsen über Details.
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Insgesamt braucht es für viele Aktivitäten und auch weitere Unterbringung Räume.
Antw. Siedler-Verein: Wird nachgeforscht werden, ob der Siedlerverein mgl. einen oder mehrere Räume zur Verfügung stellen kann.
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In der BIM (Berliner Immobilien Management) wird zur Zeit ebenfalls fieberhaft nach freien Räumen geforscht – auch für sie ist die aktuelle Situation extrem herausfordernd.
Wohnungsberatung: Die kommunalen Wohnungsbaugesellschaften sind voll, bei pivaten WBG und Einzelbesitzern besteht durchaus Interesse an der Vermietung an Geflüchtete – es scheitert im Moment an Formalia wie die verzögerte Genehmigung des LageSo für Menschen in Asylverfahren aber auch fehlenden Sprachkenntnissen und fehlendem Internetzugang.
Gesucht wird eine Gruppe Helfer_innen, die bei der Wohnungssuche hilft (Portale absuchen, Vermieter_innen anschreiben, bei Besichtigungen begleiten) Ort: Windscheidstr., Stuttgarter Platz.
„Charlottenburg hilft“ hat schon eine Jugendgruppe – hier könnten Kräfte mit Jugend und Wohnungssuche gebündelt werden. Außerdem bietet Multitude in Neukölln wöchentlich eine 2-stündige Beratung zur Wohnungssuche an.
Unterstützung von Geflüchteten in Hostels: Die Geflüchteten, die momentan vom LaGeSo in Hostels untergebracht werden, befinden sich fast gänzlich außerhalb der freiwilligen Betreuungs- und Hilfsnetzwerke. Die sollte dringend geändert werden. Gesucht werden Helfer_innen, die die Menschen in den Hostels besuchen und sie in die Hilfsangebote einbinden.
HIER könnte es zudem eine Möglichkeit geben, die Schüler_innen der Friedensburg OS einzubinden – mit Unterstützung von erwachsenen Helfer_innen. Zur Koordination der Aktivitäten kann das Kleiderkammerteam in der Unterkunft Eschenalle angesprochen werden.
Repair-Cafe: Gesucht wird jemand, der das umsetzt: 1 x pro Woche treffen sich reparaturwillige Geflüchtete und Helfer_innen mit Menschen, die Dinge repariert bekommen möchten (Fahrräder und Co). Das Ganze ist ein niedrigschwelliges Angebot zum Kontakte Knüpfen und für Gespräche. Ein Raum kann genutzt werden am Stuttgarter Platz in der Windscheidtstrasse (nähere Infos über amei@willkommen-im-westend.de).
Notfall/Alarmliste: Es geht eine Liste herum, in die sich Helfer_innen eintragen können, die bereit sind auf Zuruf zur Unterstützung in die Olympiahallen zu kommen (bei Ankunft neuer Geflüchteter). Nähere Infos über Abläufe gibt Pf. Frank Vöhler (WiW).
Bargeldspenden: werden weiterhin dringend benötigt (für Fahrkosten usw.)
Ehrenamtsbescheinigungen: werden unkompliziert bei WiW geschrieben. Damit kann in fast allen Bürgerämtern OHNE Termin unter Vorlage des Ausweises ein kostenloses Führungszeugnis beantragt werden. In Zukunft sollten Freiwillige alle solch ein Führungszeugnis haben. „Arbeit mit Kindern“ ist ein weit gefasst Bereich und findet (mit schwimmenden Übergängen) z. B. auch in den Kleiderkammern statt. Die Führungszeugnisse sichern Freiwille und auch den Träger ab.
 Sonstiges
 Mirjam Treichl bedankt sich noch einmal bei allen Freiwilligen, die in den vergangenen Wochen und Tagen viele, viele Arbeitsstunden, Kraft und vieles mehr in die Versorgung der neu ankommenden Geflüchteten und die Arbeit bei WiW investiert haben. Ohne diese Arbeit wäre die Ehrenamtsunterstützung für verschiedene Unterkünfte nicht in dem Maße möglich, wie sie tatsächlich stattfindet.