Vor dem ICC protestieren seit Donnerstag 40 Geflüchtete. Nach Monaten in der Sporthalle Horst-Korber-Zentrum und in der Messehalle 25 wollen sie nun nicht auch noch in dieTempelhofer Hangars umziehen müssen.
Viele Menschen sind nach der langen Zeit in den Hallen mit Folienessen und ohne jede Privatsphäre am Ende ihrer Kräfte. Sie berichten uns, sie können seit Monaten nicht richtig schlafen,die Enge und der Lärmpegel machen jegliche Konzentration (z.B. zum Deutschlernen) unmöglich. Einige sind krank, Familien wurden getrennt, andere können es einfach nicht mehr ertragen. Selbst nachdem die Geflüchteten dem LAGeSo aktuell freie Plätze in einigen Gemeinschaftsunterkünften benannt haben, wird die Kostenübernahme verweigert und auf die zugewiesenen Plätze in den Hangars (und anderen Hallen) verwiesen.
Unter den Protestierenden sind auch Familien mit Kindern aus der Notunterkunft ICC. Am ganzen Körper von den dort grassierenden Wanzen zerbissen, weigern sie sich weiter in der Unterkunft zu bleiben. Bei einer Begehung durch die Heimleitung zeigt eine Familie uns und einem Vertreter
von Willkommen im Westend und dem Flüchtlingsrat einige lebendige Exemplare. Die Heimleitung der Malteser bestätigt Probleme mit Ungeziefer – der Kammerjäger sei ein häufiger Gast.
Die Geflüchteten formulieren ihre Forderungen, sie wollen eine Unterkunft mit einem Mindestmaß an
Privatsphäre und Selbstversorgung, wie es ihnen auch gesetzlich zusteht. Gemeinsam machen wir Fotos und sprechen mit Journalisten vor Ort.
Der Leiter der LAGeSo-Dienststelle, Herr Wagner, lässt bei einsetzendem Platzregen die Menschen unter dem geschützten Vordach vertreiben. Zudem hat er die WC-Container vor dem ICC verschließen lassen, da die Dienststelle geschlossen sei. Auch Frauen und Kinder dürfen nicht aufs WC. Noch bis 16 Uhr stehe ein Bus bereit, der die Menschen in die Hangars bringen solle aber niemand steigt ein.
Am Nachmittag kommen Unterstützerinnen von Moabit hilft. Auch einige Geflüchtete sind dabei, die schon seit über einer Woche vor dem LAGeSo streiken. Sie bringen den Menschen Essen und Trinken, kleine Geschenke für die Kinder und verhandeln ebenfalls mit den anwesenden LAGeSO Vertretern. Fälled von kranken und besonders schutzbedürftigen Personen werden gesammelt, um sie an das LAGeSo weiterzuleiten. Die Frauen und Kinder dürfen schließlich das WC bei den Maltesern nutzen.
Später eskalieren Mitarbeiterinnen des Jugendamtes die Situation, indem sie gegenüber den Familien äußern, sie könnten die Kinder in Obhut nehmen, wenn sie weiterhin streiken. Für die Frage, ob die geplante Unterbringung dem Kinderschutz genügt, sehen sie sich nicht zuständig. Auf Anweisung des Jugendstadtrats ziehen sie sich zurück.
Am Abend herrscht gute Stimmung. Viele Bewohnerinnen und Bewohner des ICC verbringen den Abend gemeinsam mit den Protestierenden auf dem Vorplatz.
Wir solidarisieren uns mit den Geflüchteten, die v vor dem ICC für eine menschenwürdige Unterbringung und gegen ihre Verlegung in die Hangars protestieren.Auch heute sollten möglichst viele
Unterstützerinnen und Unterstützer vor Ort sein.Deshalb rufen wir dazu auf: Kommt vorbei, zeigt euch solidarisch, bringt etwas zu essen mit und schafft eine breite Öffentlichkeit für die protestierenden
Geflüchteten.
Felicitas Karimi (Willkommen im Westend)
Links
- Pressemitteilung des Flüchtlingsrats:
- Bilder von gestern und die Forderungen der Geflüchteten: [1], [2], [3]
- Artikel im Neuen Deutschland
Forderung der Geflüchteten
- „Our only demand is: one room for three persons (including bathroom) private room.“
- „They say we have no place – ok if you don’t have either: remove our fingerprints or just sent us back to Syria. No more living like cattle.“