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Okt 12

#unteilbar Treffpunkt bei der Demo und Protokoll unseres Treffens zum Thema Schule für Geflüchtete

  1. Abschied von Aneta W.

    Aneta W. war gemeinsam mit ihrem Mann häufig bei unseren Treffen und wir alle waren beeindruckt davon, mit wie viel Herzblut und Engagement sie sich für ihre „Schützlinge“ einsetzte. Aneta ist im Sommer vollkommen überraschend verstorben – wir vermissen sie! Unsere Gedanken sind bei Ihrem Mann und ihrer Familie.

  2. Absprachen zur Demonstration „unteilbar“ am Samstag, den 13. Oktober

    Es geht um „Solidarität statt Ausgrenzung“,  „eine offene und freie Gesellschaft“. Die große Demonstration , zu der viele gesellschaftliche Gruppen von Parteien über Kirchen, Gewerkschaften und auch viele Flüchtlingsinitiativen aufrufen, beginnt am Alexanderplatz und führt über den Potsdamer Platz, am Brandenburger Tor vorbei  bis zum Großen Stern. Offizieller Auftakte ist um 12 Uhr. Die Demo beginnt um 13 Uhr.

 

Treffpunkt für die WiW – Gruppe:
Samstag 13.10. um 12.45 Uhr
vor der Tchibo-Filiale Alexanderplatz 2 (in der Nähe der Weltzeituhr im Alexanderhaus)
bei Problemen unter 0178 2044873 melden
Materialien zur Demonstration gibt es im Internet: www.unteilbar.org
Bitte eigene Plakate und/oder Transparente mitbringen.

 

  1. Schule – Probleme für Kinder und Jugendliche in Regelklassen
  2. a) Problembeschreibung und Forderungen an Politik/Verwaltung
    Konkreter Anlass das Thema aufzugreifen, sind Erfahrungen in der Gruppe  mit  (ehemaligen) unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten,  die sich regelmäßig 2x wöchentlich in Westend trifft.  Dort ist besonders aktuell, dass Jugendliche beim Übergang von den Willkommensklassen in die Regelklassen und beim Übergang vom BQL in die Klassen, die zum mittleren Schulabschluss führen, Probleme haben. Eigentlich benötigen sie für diesen Übergang besondere Unterstützung, die von den Schulen selbst oft nicht oder nur begrenzt angeboten wird oder  angeboten  werden kann.  Bei der Vorbereitung auf die MSA-Prüfungen  zeigen sich große Wissenslücken, besonders in den Fächern, Mathe und  Physik, aber auch in den sprachlichen Fächern Deutsch und Englisch.

    Die Erfahrungen, die aus dem  Teilnehmerkreis ergänzt werden, machen deutlich, dass der Übergang von Willkommensklassen in die Regelklassen generell ein Problem für geflüchtete Kinder und Jugendliche ist.  Sie sind plötzlich mit Fächern konfrontiert, die sie in der Willkommensklasse nicht hatten und haben oft nur geringes oder gar kein Vorwissen. Sie müssen nicht nur in allen Fächern Texte lesen und verstehen, sondern haben oft erhebliche Wissenslücken in vielen Fächern – aufgrund anderer Lehrpläne oder unterbrochener Schulverläufe. Die Unterrichtsmaterialien sind an Erfahrungen des  deutschen  Lebens- und Kulturraums ausgerichtet,  die ihnen oft noch nicht vertraut sind. Bei dem Übergang müssten die Kinder und Jugendlichen  individuell  und engmaschiger begleitet werden, als das eine Lehrkraft in der Regelklasse zu leisten vermag.

Das gleiche Problem stellt sich bei Berufsschulen, für die oft ebenfalls die Wissensvoraussetzungen fehlen und zusätzlich eine Fachsprache gelernt werden muß.

 

Aus der Diskussion ergibt sich folgende Problembeschreibung, die an runde Tische / in Politik und Verwaltung mitgenommen werden sollte:

Die Probleme beim Übergang von Willkommensklassen in Regelklassen gibt es in allen Schulformen, von der Grundschule über die allgemein bildenden weiterführenden Schulen bis zu den berufsqualifizierenden Lehrgängen an Oberstufenzentren und an den Berufsschulen. Viele der geflüchteten Schüler*innen fühlen sich in den Regelklassen hoffnungslos verloren. Das gilt in besonderem Maße, wenn es auf Abschlüsse zugeht (Hauptschulabschluss, MSA usw.) Es besteht die Gefahr, dass viele geflüchtete Jugendliche  einfach aufgeben und ohne Abschluss und Perspektive bleiben. Es muss auf der politischen Ebene nachhaltig auf diese Problematik und ihre Folgen aufmerksam gemacht werden. Wegen des gravierenden Mangels an Lehrkräften ist die an sich sicher richtige Forderung nach mehr Personal  an den Schulen schwer zu realisieren. Aber es müsste auf Landesebene  auf jeden Fall mit den Schulen gemeinsam überlegt werden, wie man Abhilfe schaffen könnte. Zu überlegen ist, ob z.B. für Mittel- und Oberschulen  ein Tutorensystem sinnvoll wäre. Tutoren könnten z.B. Lehrer*innen, aber auch Mitschüler*innen sein, ggf. auch Eltern  aus der Klassenpflegschaft oder Lernpat*innen.
Für Gespräche an den runden Tischen sollten zudem folgende Erfahrungen mitgenommen werden:
Grundsätzlich gilt für Geflüchtete, dass –  wie bei anderen Familien auch –  der Schulerfolg in Deutschland immer noch vom Bildungsgrad oder vom Bildungsanspruch der Eltern abhängt.
So begrüßenswert es einerseits ist, wenn Kinder von Geflüchteten Ganztagsschulen besuchen oder das Hortangebot wahrnehmen, desto schwieriger ist es, für diese  Kinder und Jugendlichen außerhalb der Schule zusätzliche Förderung umzusetzen, weil dafür in der Woche keine Zeit mehr ist. Wenn die Schüler*innen aus der Schule heimkommen, sind sie, so berichten sie selbst,  müde und nicht mehr aufnahmefähig.  Viele haben nach der Schule erst einmal  nur das Bedürfnis zu  schlafen.
Das Problem wird verschärft durch oft lange Schulwege.  Das gilt besonders bei den Oberstufenzentren (OSZ), die  jeweils ganz unterschiedliche Schwerpunkte anbieten.  Wenn Familien umziehen,  gibt es oft in der Nähe nicht das gleiche Schwerpunktangebot wie an der vorherigen Schule, sodass lange Schulwege in Kauf genommen werden.  Zweistündige Schulwege sind aber nicht zumutbar.
In Grundschulen werden einzelne Kinder zum Förderunterricht stundenweise aus dem Klassenverband genommen. Die Kinder müssen sich also im Laufe der Woche immer auf verschiedene  Bezugspersonen einstellen. Die Förderlehrer*innen wiederrum kriegen die einzelnen Kinder oft nur ein bis zwei Mal in der Woche zu sehen. Das ist nicht unbedingt hilfreich für eine  kontinuierliche Förderung.
Geflüchtete Schüler*innen mit Lern- und/oder Verhaltensschwierigkeiten werden mit Tests auf ihren Förderbedarf getestet, die vom Alltag in Deutschland ausgehen. Dazu gehört  der Umgang mit Sprache und mit  kulturellen Erfahrungen. Mit  diesen Rahmenbedingungen kennen sich viele der geflüchteten Kinder aber (noch) nicht aus. Deshalb ist die Aussagekraft der Textergebnisse oft  begrenzt.  Auch psychotherapeutische Abklärungen sind unter diesen Bedingungen nicht einfach, sofern sie denn stattfinden.
Außerschulische Förderung in Form von Hausaufgabenhilfe oder Nachhilfe braucht eigentlich die Kooperation mit der Schule und den entsprechenden Klassenlehrer*innen und Fachlehrer*innen.  Das erweist sich in der Praxis aber als schwierig und hängt bisher von dem individuellen Engagement  der schulischen Lehrkräfte und den ehrenamtlichen Unterstützern ab. Zu fragen ist nach Modellen, durch die eine solche Kooperation für alle Seiten besser gelingen kann.

Wieder versuchen Ehrenamtliche Lücken zu schließen – damit können wir den bedarf aber nicht decken – Politik und Verwaltung müssen den dringenden Handlungsbedarf erkennen!

  1. b) konkrete Unterstützungsangebote

Wie und wo können Unterstützer*innen/Nachhilfelehrer*innen gefunden werden?  Was können wir als ehrenamtliche für ad hoc – Lösungen anbieten?

Weitere Möglichkeiten, die Einzelne oder wir als Willkommen im Westend nutzen könnten:

  • Kontakt aufnehmen mit der TU (z.B. Asta, Dekanate, evtl. auch direkt an das Präsidialamt), um zu erkunden, ob es Studierende gibt, die Nachhilfe in Mathe und Physik auf Arabisch und Farsi anbieten können.
  • Anfragen bei Gymnasien (z.B. Herder Gymnasium), ob Oberstufenschüler (vielleicht aus den LKs Mathe/Physik) Unterstützung  nach dem Motto „Schüler*innen helfen Schüler*innen“ anbieten können.

 

Beate und Amei