In den Räumen in der Kleiderkammer des Flüchtlingsheims in der Eschenallee brodelt es fröhlich, überall ist Leben und Bewegung. In der eigentlichen Kleiderkammer, die von uns „Boutique“ getauft wurde, freut sich ein kleiner Junge über die passenden Schuhe, die er gerade gefunden hat. Seine Schwester ist etwas enttäuscht, die ersehnte Sporthose in ihrer Größe, die sie doch für die Schule braucht, ist leider nicht zu finden. Derweil sucht der Vater nach Hausschuhen in Größe 43, während eine ehrenamtliche Mitarbeiterin für die kleine schlanke Mutter eine passende Hose findet. Zu Ausgabezeiten in unserer Kleiderkammer haben die einzelnen Familien, die als Flüchtlinge in der Eschenallee leben, jeweils 30 Minuten für sich, in denen sie in Ruhe nach passenden Dingen suchen können, immer unterstützt von Ehrenamtlichen, die ihnen beim Aussuchen helfen. Viele ziehen mit prall gefüllten Plastiktüten in ihre Zimmer, sie kamen ja auch nur mit dem an, was sie auf dem Leibe trugen.
In dem hinteren Raum, der durch eine Faltwand abgetrennt ist, stehen derweil 2 weitere Ehrenamtliche, die vorsortierte Kleidung in Regalen verstauen. „Guck mal, das ist doch schick“ oder „Schade, dass ich das jetzt erst finde, die Albanerin hatte doch letzte Woche so etwas gesucht“, staunend stellen wir immer wieder fest, dass die Sachen, die wir bekommen alle sauber, heil und in einem sehr guten Zustand sind, wir sie müssen wirklich „nur“ noch einsortieren.
Aber das hat es in sich. Im Flur stehen Bewohner, die helfen. Sie leeren Plastiksäcke mit Kleidung, sortieren in große Kisten vor und lernen nebenbei gleich noch ein bisschen Deutsch. „Damenhosen“ und „Herrenjacken“ – solche Ausdrücke kennen sie jetzt. Derweil sortiert Yvonne Sachen für Kinder in separaten Räumen, dort liegt das Spielzeug, das die Sozialarbeiter an die Kinder verschenken oder das für die Arbeit der Kinderbude oder von Ehrenamtlichen mit den Kindern hochwillkommen ist. Und irgendwo müssen ja auch die Kinderbetten, Hochstühle und Kinderwagen hin – immerhin gab es in der Esche schon mehrere Babies.
Fast 40 Menschen engagieren sich ehrenamtlich in der Kleiderkammer, manche ganz regelmässig, andere nur gelegentlich zu speziellen Sortieraktionen an den Wochenenden. Sie sind inzwischen zu einem fröhlichen, zupackenden und gut organisierten Team geworden. Aber trotzdem wird unser „Bermudadreieck“ nicht leerer und die Kleiderkammer belegt immer mehr Platz. Das Bermudadreieck ist der Raum, in den die abgegebenen Spenden erst einmal gebracht werden. Er ist fast bis an die Decke gefüllt und wir sind froh, dass wir es geschafft haben, dass sich die Tür wieder öffnen lässt, dass sich die Tür wieder öffnen lässt – das Fensterbrett des Raumes werden wir noch lange nicht wieder sehen.
So schwer es uns fällt, weil wir wissen, dass Menschen helfen möchten, die Kleidung abgeben: Wir müssen erst einmal der Dinge Herr werden, die wir bekommen haben, ehe wir weitere annehmen. Daher werden wir den Sicherheitsdienst bitten, die Spender in den nächsten Wochen an die Stadtmission in der Lehrter Strasse 68 am Hauptbahnhof zu verweisen.
Damit kein falscher Eindruck entsteht: Die Spenden sind hoch willkommen und werden dringend gebraucht. Ständig kommen neue Menschen in der Esche an, die alles benötigen. Aber jetzt müssen wir erst einmal Luft holen und das sortieren, was wir haben und Zeit haben, die Dinge auch an die Bewohner zu verteilen.
Geben Sie uns ein paar Wochen Zeit, heben Sie die Dinge noch ein bisschen länger in Ihrem Keller auf – in einigen Wochen haben wir die Dinge verteilt, aufgeräumt und Platz für Neues geschaffen.
Und wenn Sie Lust haben, selbst zu einem „Kleiderkameraden“ in einem netten Team zu werden und ein paar Stunden erübrigen können, bitte schreiben Sie eine Mail an spenden@willkommen-im-westend.de