Viele sprechen über die Situation der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge – manches ist besser geworden, aber existenzielle Probleme bleiben bestehen und wir verzweifeln daran, dass es Verantwortliche gibt, die die Probleme ganz offenbar nicht lösen wollen.
Vollkommen unbeachtet und fast genauso schlimm ist die Situation der Kinder und Jugendlichen, die nicht unbegleitet kommen, sondern mit einem großen Bruder zusammen, einem Onkel oder dem Nachbarn, der vorgibt der Onkel zu sein.
Einige Beispiele:
S., gerade 11 Jahre alt geworden, kam im letzten Herbst mit ihrem Onkel zusammen. 6 Monate lebten sie in einer Turnhalle in Wilmersdorf. Nun sind sie in Spandau in einem Heim – das Mädchen zusammen mit Onkel und einem fremden Mann in einem Vierbettzimmer. Nachdem eine Ehrenamtliche intervenierte, wird nun das letzte freie Bett im Zimmer nicht mit noch einem fremden Mann belegt – aber noch nicht einmal das für irgendwann in Aussicht gestellte Zweibettzimmer mit dem Onkel zusammen ist wirklich kindgerecht – wer findet für das Kind und den Onkel eine Lösung? Es sind 4 Behörden beteiligt, jede schüttelt über die Situation und die Kollegen den Kopf – aber keiner ist zuständig.
E. 15 Jahre: Vor 9 Monaten kam er mit 2 Brüdern (19 und 20 Jahre) und einem Cousin (17 Jahre) nach Berlin, seither lebt er in einer Halle am Stadtrand, in der nur Männer untergebracht sind. Inzwischen haben die beiden Jungen zwar Vormünder bekommen (einmal Jugendamt, einmal ehrenamtlich), dennoch leben die Vier in dieser Halle und es ist kein Ende in Sicht. E. hat nur noch Heimweh und schwänzt die Schule und die großen Brüder sind hilflos – sie selbst brauchen Hilfe, wie sollen sie auch noch den 15jährigen stabilisieren?
In der gleichen Halle lebt auch der 13jährige A. Er kam mit zwei Brüdern, einer ist 23, der andere 21 Jahre alt. Vor wenigen Wochen erfuhr A vom Tod des Vaters in Syrien und dann wurde der 21jährige Bruder beim nächsten LaGeSo-Termin auch noch in eine andere Unterkunft verlegt – wie verloren fühlt sich wohl A in dieser Halle mit 170 Männern?
In fast allen Notunterkünften leben Kinder, die ihren knapp volljährigen Geschwistern, dem Nachbarn oder einem Bekannten mitgegeben wurden – manchmal sorgen sich die Erwachsenen super um die ihnen anvertrauten Kinder, manchmal aber auch gar nicht.
Wie können wir es erreichen, dass die Jugendämter sich um sie kümmern und das LaGeSo erst mal dringliche Fälle wie sie in neue Unterkünfte mit geschulten Sozialarbeitern verlegt – ehe es um die pressewirksamen Erfolgsmeldungen frei gewordener Turnhallen geht?
Wenn Ihr auch solche Fälle in Berlin kennt, könnt Ihr mir Unterkunft und kurze Fallschilderungen schicken? amei(at)willkommen-im-westend.de