«

»

Sep 10

Aufruf zur Verschiebung der geplanten Baumaßnahmen in der Gemeinschaftsunterkunft Eschenallee

Update10.9.19: Vermutlich ist der Freizug auf das erste Quartal 2020 verschoben – wir informieren, sobald wir Genaueres wissen.

Mit großer Sorge erfahren wir von den Plänen des Landesamtes für Flüchtlingsangelegenheiten, die Flüchtlingsunterkunft in der Eschenallee in Westend im Oktober 2019 zu schließen. Sowohl der Bezirk als auch das Land Berlin wollen langfristig dieses und andere Häuser als Flüchtlingsunterkunft erhalten, dafür soll das Haus in der Eschenallee saniert werden. Erst im April 2019 wurde das Heim in der Soorstraße sehr kurzfristig geräumt, die dort geplante Renovierung wurde bis jetzt noch nicht einmal begonnen. Auch die Instandsetzung der Flüchtlingsunterkunft in der ehemaligen Tagesklinik in der Kirschenallee ist nach 2 Jahren Bauzeit noch immer nicht abgeschlossen. Zudem ist dort eine Erstaufnahmeeinrichtung ohne Küchen und mit eingeschränkten Rechten für die Bewohnerinnen geplant. Somit entsteht eine absurde Situation: von den insgesamt 1000 Heimplätzen in Westend werden 700 zwecks Renovierung gleichzeitig geräumt.

Die meisten der ca. 260 Bewohnerinnen der Eschenallee sind Familien, die schon lange in der Unterkunft wohnen, denn gerade für große Familien mit Kindern ist es sehr schwer in Berlin eine Wohnung zu finden. Nun müssen sie überstürzt in andere Unterkünfte umziehen. Im Sozialraum gibt es nur noch die Gemeinschaftsunterkunft in der Heerstraße mit wenigen freien Plätzen. Wie schon beim Freizug der Soorstraße ist zu erwarten, dass die meisten Familien aus ihrem Umfeld gerissen und in weiter entfernten Bezirken untergebracht werden. Die mehr als 80 schulpflichtigen Kinder und Jugendlichen verlieren ihre Schul- und Kitaplätze oder müssten unzumutbare Wege auf sich nehmen. Das Netz der aufgebauten Beziehungen in Schulen, Sport, Jugendfreizeiteinrichtungen, zu Kirchengemeinden, Freunden und ehrenamtlichen Betreuerinnen wird zerrissen.

Westend war zeitweise der Stadtteil, in dem in Berlin die meisten Geflüchteten untergebracht waren, und hat eine gelungene Willkommensstruktur aufgebaut. Der Bezirk hat auf vielfältige Weise diese Arbeit unterstützt, durch den Aufbau eines gut ausgestatteten Integrationsbüros, die Kooperation der Akteure der Kinder- und Jugendhilfe, den interreligiösen Dialog und durch Fördergelder für das von Ehrenamtlichen aufgebaute Begegnungszentrum Ulme 35. Keimzelle und Kern der ehrenamtlichen Arbeit ist das Netzwerk „Willkommen in Westend“, das sich gemeinsam mit vielen Akteuren vor Ort effektiv den Heraus-forderungen stellt, vor denen Geflüchtete in den Unterkünften der Soorstraße, der Eschenallee und der Kirschenallee stehen. Nun wird ohne Not und ohne Rücksicht auf die Bewohnerinnen das letzte Heim geräumt und damit die letzte Kleiderkammer geschlossen, Hausaufgabenhilfe, Deutschunterricht, Kinderbetreuung und vieles mehr wird eingestellt – und das, obwohl die Unterkünfte alle wieder eröffnet werden sollen und irgendwann wieder 700 Menschen Unterstützung brauchen.

Deshalb fordern wir:

Das Heim in der Eschenallee darf erst für eine Renovierung geschlossen werden, wenn die Baumaßnahmen in der Soorstraße abgeschlossen sind und die Menschen dorthin umziehen können.

Diese Forderung hat auch die BVV Charlottenburg-Wilmersdorf aufgegriffen.