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Mrz 03

Email WiW an Sozialstaatssekretär Gerstle vom 03.03.15

An
Herrn Staatssekretär Dirk Gerstle

cc
Herrn Bezirksbürgermeister Naumann
Herrn Allert LaGeSo

Sehr geehrter Herr Gerstle,

am Rande der Anwohnerversammlung über die Eschenallee haben mehrere Menschen Sie angesprochen auf die Zustände in der Gretel-Bergmann-Halle, Ihnen Einzelheiten geschildert und Sie dringlich gebeten dafür zu sorgen, dass das LaGeSo dort einmal besonders hinschaut. Leider hat sich an den Verhältnissen dort nichts verändert.

Betreiber der Halle in der 200 Flüchtlinge leben ist die PeWoBe. Vor Ort sind 3 Personen vom Wachschutz und eine Mitarbeiterin der PeWoBe. Diese Dame wurde nicht für den Betrieb der Halle neu eingestellt sondern gehört zum festen Personal der Unterkunft in der Rognitzstr., die in die Halle abgeordnet wurde. Gerüchten zufolge soll in der Rognitzstr. für sie kein Ersatz eingestellt worden sein. Sie ist keine ausgebildete
Sozialarbeiterin. Sie hat kein Telefon zur Verfügung, keine Emailadresse und ist alleine verantwortlich für 200 Flüchtlinge. Die damit von der PeWoBe bereitgestellte Arbeitszeit von 40 Stunden pro Woche wird alleine schon gefüllt mit der verwaltungstechnischen Betreuung der Zu- und Abgänge – eine sozialpädagogische Betreuung der Bewohner der Halle ist undenkbar. Ausserhalb der 40 Wochenstunden Arbeitszeit der Betreuerin sind die Flüchtlinge alleine mit den 3 Menschen vom Wachschutz. In der Halle leben kranke Menschen, allein reisende Frauen, Familien mit Kindern. Eine Bewohnerin ist bis zum Tag der Entbindung in der Halle gewesen und wurde nun gerade aus dem Krankenhaus mit ihrem Neugeborenen zusammen zurück in die Halle entlassen – die vor Ort arbeitende Betreuerin hat weder die Zeit noch die kommunikationstechnischen Möglichkeiten sich für sie um die Zuweisung eines Wohnheimplatzes zu bemühen. Dies gilt ebenso für die anderen Menschen, für die aus physischen oder psychischen Gründen das Leben in der Halle eine besondere Härte ist. Flüchtlingen zufolge hat es
am Wochenende in der Halle einen Polizeieinsatz aufgrund schwerwiegender Vorwürfe im Zusammenhang mit einer allein reisenden Frau gegeben – nicht verwunderlich, wenn man 200 Menschen der unterschiedlichsten Kulturkreise ohne Betreuung für so lange Zeit in einer Turnhalle unterbringt.

Im Ausschuss für Integration der BVV Charlottenburg-Wilmersdorf am
vergangenen Mittwoch hat die Polizeidirektion 2 von den Zuständen in der Halle berichtet und auf Nachfrage auch gesagt, sie habe dies bereits in der Vorwoche dem LaGeSo schriftlich mitgeteilt. Die Missstände müssten daher seit mindestens 14 Tagen beim LaGeSo auch aktenkundig sein. Leider hat jedoch auch das keine Änderungen bewirkt.

Könnte man nicht:
1. Dafür sorgen, dass alleinreisende Frauen, Familien und Kranke sofort aus der Halle in die Eschenallee verlegt werden?
2. Die PeWoBe auffordern, innerhalb von 3 Tagen nachzuweisen, dass in der Halle mindestens 3 Betreuer tätig sind, von denen mindestens einer ausgebildeter Sozialarbeiter ist. (Dabei ist sicherzustellen, dass diese Mitarbeiter nicht einfach aus anderen von der PeWoBe betriebenen Einrichtungen abgezogen werden – sonst würden sie vom LaGeSo doppelt bezahlt.)
3. Die PeWeBo auffordern sicherzustellen, dass diese Mitarbeiter Telefon, Fax und Email haben, um ihrer Betreuungsaufgabe gerecht werden zu können (Terminvereinbarungen Ärzte, Hilfe bei Behördengängen, Kontakt zum LaGeSo, Vermittlung zu Beratungsstellen, Kinderbetreuung).
4. Der PeWoBe nach Ablauf der 3 Tage fristlos kündigen, wenn diese Anforderungen nicht erfüllt werden.
5. Die Halle dann entweder schliessen oder übergangsweise vom Katastrophenschutz betreuen lassen, während man nach einem anderen Betreiber der Halle sucht?

Bitte haben Sie Verständnis, wenn wir uns im Zusammenwirken mit dem Flüchtlingsrat und anderen ab morgen an die Presse wenden, wenn diese unhaltbaren Zustände nicht kurzfristig verbessert werden.

Mit freundlichen Grüßen
Amei v. Hülsen
(für das Bündnis Willkommen im Westend)