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Aug 11

… denn es war kein Raum in der Herberge

Maria und Josef als Krippenfiguren

Bild: Rudolpho Duba / pixelio.de

Eine kleine Weihnachtsgeschichte mitten im Hochsommer in Berlin:  2 Frauen, schon lange in Deutschland, machen in Berlin ein paar Tage Ferien. Irgendwo an einem U-Bahnhof fällt ihnen eine kleine Familie auf, ein Kleinkind mit seinen Eltern, die Mutter ist hochschwanger. Es sind Yesiden wie sie selbst, sie kommen ins Gespräch. Sie sind entsetzt als sie hören, dass die Familie als Flüchtlinge hier ankam und seit dem 3. August eine Unterkunft in Berlin sucht. Die Familie hat zwar einen Gutschein vom Landesamt für Gesundheit und Soziales bekommen, der besagt, dass man bis zu 50 € pro Nacht und Nase zahle, aber kein Hostel hat Platz für sie. Seit einer Woche schlafen sie auf U-Bahnhöfen oder im Park.

Ob die Frauen sich ihre Ferientage so vorgestellt haben? Sie machen sich auch auf die Suche, aber auch sie finden keinen Hostelplatz. Die werdende Mutter klagt über Unterleibsschmerzen, also versuchen sie ärztliche Hilfe zu finden. Irgendjemand erzählt ihnen von den Maltesern, die ein Beratungsbüro für medizinische Probleme in der Aachener Str. haben, aber als sie da ankommen, ist es geschlossen. In der benachbarten Arztpraxis bekommen die Mitarbeiter das mit, die Aufregung ist groß, aber was sollen sie machen? Auch sie suchen noch mal Hostelnummern aus dem Internet heraus, aber auch sie bekommen die gleiche Auskunft – die Hostels sind ausgebucht oder Flüchtlinge nehmen sie nicht mehr, die Rechnungen bleiben zu lange unbezahlt.

Eine Ärztin berät sich kurz mit ihren Kollegen – die Menschen können erst einmal im Wartezimmer bleiben, während man versucht Hilfe zu finden. Und der Rest ist Glück. Die Ärztin liest schon lange die Mails von Willkommen im Westend und hat meine Telefonnummer und ich bin zwar in den Ferien, aber gerade in der Nähe meines Telefons. Die Mitarbeiterin der Prisod sagt, dass alle Flüchtlingsheime, die sie als Träger in Berlin betreiben, voll bis unter das Dach sind. Als sie aber hört, für wen ich um Hilfe bitte, hängt sie sich ans Telefon und findet doch noch ein Zimmer. Eine Stunde später können die beiden Urlauberinnen die Familie dort abliefern. Es ist zwar nur ein Zweibettzimmer, mit dem dazugestellten Kinderbett wird es eng – aber es ist ein Dach über dem Kopf und nun gibt es Sozialarbeiter, die ihnen weiterhelfen werden.

Da haben einige Menschen nicht weggeschaut, sondern Zivilcourage und Herz gezeigt. Leider ist das im Moment kein Einzelfall, immer wieder werden wir um Hilfe gebeten, weil jemand einen hilflosen Flüchtling auf der Strasse „findet“. Nicht immer geht es so schnell wie in diesem Fall, aber bitte: Schauen Sie nicht weg in diesen Tagen in Berlin,  die Behörden sind überfordert und überlastet, Leidtragende sind die Flüchtlinge – Hilfe und Zivilcourage sind notwendig.